2025 Wettbewerb Schloss Köthen Anerkennung
- Verfahren
- Nichtoffener Realisierungswettbewerb mit Ideenteil
- Planungspartner
- Noack Landschaftsarchitekten, Dresden
- Gebäudetyp
- Veranstaltungs- und Ausstellungsgebäude
- Standort
- Schlossplatz, Köthen
- Auslober
- Kulturstiftung Sachsen-Anhalt
- Programmfläche
- 2.000 m2
Das stark an den Belangen des Denkmalschutzes orientierte Konzept sieht vor, Eingriffe in die Fassaden und in die Innenräume auf ein Minimum zu beschränken, also nur in einem Maße vorzunehmen, das zur Ertüchtigung einer barrierefreien Besucherführung erforderlich ist. Baukörperliche Eingriffe beschränken sich auf den Abbruch des Sanitäranbaus am Ferdinandbau und die geringfügige Anhebung des Flachdaches auf der Hofseite des Torhauses. Ein kleinerer Eingriff erfolgt in der Tordurchfahrt des Ferdinandbaus, wo zwei Fenster zu Türen erweitert werden. Darüber hinaus ist vorgesehen, Fassaden und Fenster behutsam zu sanieren und dabei zugunsten des Erhalts von Originalbauteilen auch Patina zuzulassen.
Eingriffe in Innenräume werden durch die Reduzierung neuer Aufzugsanlagen minimiert. Dabei sind Eingriffe in Bestandsdecken nicht zu vermeiden, werden aber auf das zwingend Erforderliche beschränkt. Wo es aus Gründen barrierefreier Erschließung notwendig ist, werden dezentral (insgesamt vier) Hubbühnen eingesetzt, die keine Eingriffe in den Bestand mit sich bringen.
Um auch schon vor Errichtung des neuen Besucherzentrums eine barrierefreie Erschließung des Torhauses und des Johann-Georg-Baus zu ermöglichen, ohne in die Substanz einzugreifen, wird ein Erschließungskern aus Treppenhaus und Aufzugsanlage nördlich des Torhauses angeordnet. Er wird durch eine einfache Baukonstruktion aus Wärmedämmziegeln umschlossen. So entsteht als nördliche Erweiterung des Torhauses eine kleine Neubaumaßnahme vor der Errichtung des Besucherzentrums, die sich später sehr selbstverständlich in die Neubaumaßnahme integriert. Als eigentlicher Neubau des Besucherzentrums wird ein einfacher Gebäudetypus - Rechteckgebäude mit Satteldach - vorgeschlagen, der sich im Volumen stark an dem 1944 zerstörten ehemaligen Amtshaus orientert. Um der Schlossanlage ihre Bedeutung nicht streitg zu machen, formuliert sich der Neubau sehr funktonal, verzichtet auf Zwerchhäuser oder Schmuckgiebel und nimmt sich dadurch formal stark zurück. In seiner Fassadentektur ist er jedoch sehr eigenständig und greift die Formensprache des im Schlossparkgegenüberliegenden Veranstaltungszentrums subtil auf. Der Baukörper wird allseitg durch schwach transluzente, nicht spiegelnd mttierte Glasflächen umschlossen, die eine vertikale Struktur erzeugen und die Unterkonstruktion je nach Lichteinfall erahnen lassen. Dach und Trauffassaden sind zur Hinterlüftung und zur baukörperlichen Akzentuierung leicht aufgefächert, die Giebelseiten hingegen sind bündig konstruiert. Die wenigen, präzise gesetzten Fensteröffnungen nehmen die Geometrien der Fassadenbekleidung auf, sind aber als klare Einschnitte in die Gebäudehülle formuliert.
Das Schloss Köthen mit dem Schlosspark und Schlosshof liegt eingebettet in die historischen Wallanlagen im Zentrum der Stadt. Die Grundlage für den Entwurf ist die Geschichte des Ortes in seinen verschiedensten Nutzungen und seine historischen Elemente. Gestaltung des Schlosshofs
Der Schlosshof wird als historischer Ort erhalten und zugleich als repräsentiver kultureller Treffpunkt aktiviert. Die Platzmitte aus wassergebundener Decke greift die historische Gestalt des Hofs auf. Die wassergebundene Decke wird gerahmt durch neu verlegtes, wiederverwendetes Wildpflaster aus rotem Porphyr, welches durch eine Neuordnung der Steingrößen eine fließende Struktur erhält. Vorhandene Materialien werden in tradierter Formsprache eingesetzt. Fehlende Materialen werden aus der Region ergänzt. Zur barrierefreien Erschließung aller Eingänge verläuft ein rahmendes Laucand aus großformatigen gesägten Kalksteinplatten parallel der Fassaden. Alle Zugänge zu den Gebäuden gehen davon ab. Der gesägte Plattenbelag mit hohem Laufkomfort hebt sich als Leitsystem sowohl farblich als auch haptisch vom Wildpflaster ab. Die tradierte Gestaltungsabsicht wird durch eine klare Formensprache unterstützt.
Der Innenhof wird ganzjährig unterschiedlich genutzt. Die steinernen Bögen von Ludwigsbau und Johann-Georg-Bau werden durch Bänke, den „Schlosssofas“ akzentuiert. Vor der Kapelle steht der „Hofaltar“ ein Treffpunkt für Hochzeiten und Taufen. Durch die Platzierung frei beweglicher Sitzmöglichkeiten kann er der Nutzung angepasst und der Raum partizipativ erlebt werden. Schatten bieten dabei die bestehenden Lindenbäume und Schirme vor dem Steinernen Haus. Der Erhalt der sechs bestehenden Linden wird gegenüber denkmalrechtlichen Rahmenkonzeption priorisiert. Für Marktstände und Bühne gibt es feste Verankerungspunkte und versenkbare Poller für die Strom- und Wasserversorgung. Bevor der Neubau des Besucherzentrums beginnt, dient die Fläche des ehemaligen Amtshauses als Fenster in die Geschichte des Ortes. Dort sind die Spuren archäologischer Schichten sichtbar .